Ausgangspunkt: Rathausplatz (Parkplatz und Anschluss an Bahn und Traunseeschifffahrt) Gehzeit: mindestens 3 Std.; bei Aufenthalt im Heimathaus, Zeitgeschichtemuseum und bei KZ-Gedenkstätte entsprechend länger. Der Rundweg kann jederzeit verlassen oder in Etappen begangen werden. Anforderungen: kultur- und zeitgeschichtliches Interesse Einkehrmöglichkeit: Gasthäuser im Ort
Selbstverständlich locken den Touristen, für den das Natur- und Freizeiterlebnis im Vordergrund steht, in erster Linie die vielfältigen Gipfelziele und Aussichtspunkte rund um Ebensee. Ehe der Urlauber die Enge des Tales verlässt, kann ihm empfohlen werden, sich mit der Arbeit und dem Leben der Leute sowie der Geschichte des Marktes auseinander zu setzen.
neue Saline in Steinkogel
Im sehenswerten Ebenseer Heimathaus, das eingehend über die Geschichte der Salzproduktion informiert, war die Salinenverwaltung untergebracht. Um die Jahrhundertwende avancierte Ebensee zum Standort weiterer industrieller Großbetriebe: die Pendeluhrfabrik (1872), die Ammoniak-Sodafabrik der Brüder Solvay (1883 - 1885), die Steinbruchanlage der Gmundner Zementwerke Hatschek (1909) und die Pottendorfer Weberei und Spinnerei (1910).
Der thematische Rundweg durch Ebensee bietet dafür eine einmalige Möglichkeit. Der Themenweg führt den zwanglos spazierenden „Geschichtswanderer“ an alle historisch interessanten Stätten. Schautafeln mit alten Bildern und kurzen Erklärungen machen mit der Ortsgeschichte vertraut.
Thematischer Schwerpunkt der Route ist die Industriegeschichte Ebensees, denn über Jahrzehnte hinweg war die Salzgewinnung die primäre Erwerbsmöglichkeit der Ebenseer. Wo in den 70 er Jahren ein modernes Gemeindezentrum errichtet wurde, übrigens Ausgangs- und Endpunkt der Route, befand sich das große Sudhaus.Es entwickelte sich eine selbstbewusste Industriearbeiterschaft, die sich in den Bürgerkriegstagendes Februar 1934 eine Woche lang den faschistischen Milizen widersetzte. Ebensee wurde nicht ohne Grund das „proletarische Zentrum des Salzkammergutes“ genannt.Etwas außerhalb des Ortszentrums errichteten die Nationalsozialisten im November 1943 eines der berüchtigten Nebenlager des KZ Mauthausen. Industrielle Rüstungsproduktion durch den Einsatz von Zwangsarbeitern kennzeichnet die eineinhalbjährige Existenz des Todeslagers.Ein Drittel aller Inhaftierten - rund 8.500 aus ganz Europa - überlebte das KZ Ebensee nicht. Heute erinnern nur noch das Haupteingangstor des Lagers, ein Gedenkfriedhof, der „Löwengang“ und die gigantischen unterirdischen Stollenanlagen mit einer historischen Dauerausstellung an das Konzentrationslager.
Über Handel und Gewerbe in der Marktgasse, die Nutzung des Traunflusses für die Traunflößerei oder über prominente Ebenseer Urlaubsgäste wird der Wanderer ebenso informiert wie über die heute rund 70 Jahre alte Tradition des Wintersports auf dem Feuerkogel. Die historisch gewachsene Gastlichkeit, die in den zahlreichen ehrwürdigen Gastronomiebetrieben und Wirtshäusern gepflegt wird, muss der Besucher selbst testen. Er wird von der traditionellen Ebenseer Wirtshauskultur nicht enttäuscht sein.
Der Routenverlauf ist ausreichend beschildert. Rund 30 Bild- und Texttafeln erklären und informieren. Von der Bahnhaltestelle „Landungsplatz“ unmittelbar beim Rathaus führt der Weg über die so genannte „Herrenstiege“ zum Heimathaus (permanente Ausstellung) und weiter zur katholischen Pfarrkirche und der 1779 errichteten „Alten Volksschule“, die ein zeitgeschichtliches Museum beherbergt.Am Ende der Marktgasse - mit vielen Geschäften - erreicht man die Traunbrücke, die überquert wird. Am rechten Traunufer beginnt, flussaufwärts führend, der Offenseeweg, der, vorbei an der „Uhrfabrik“ und den Solvaywerken, in den Ortsteil Roith mündet.Von dort ist es nicht mehr weit zur KZ-Gedenkstätte mit der Ausstellung in den unterirdischen Stollenanlagen und dem Lagertor. Der historische „Löwengang“ - die Häftlinge prägten diesen Namen, weil sie wie Zirkustiere durch einen stacheldrahtbewehrten, steinigen Weg zur Arbeit in den Steinbruch getrieben wurden - endet in der Nähe des großen, stufenförmigen Steinbruchs der Gmundner Zementwerke.
Die Alte Traunstraße wird links über den Schwaigerweg zum weithin sichtbaren, architektonisch interessanten Industriegebäude der aufgelassenen Weberei verlassen. Über die Geleise der 1877 fertig gestellten Salzkammergutbahn erreicht man den Haupteingang der Solvaywerke - eine Betriebsführung ist nach Vereinbarung möglich - mit den alten Arbeiterhäusern.Unmittelbar nach der Traunbrücke zweigt man rechts auf den Traunuferweg ab und erreicht über den Rathausplatz die Bahnhaltestelle „Landungsplatz“.